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AutorenbildLara Maria Stark

Echtes in Touri La Boca



La Boca. Bochum? Nein. Buenos Aires. Selbst Nichttangotänzern ist "La Boca" mitunter ein Begriff. Ganz ehrlich gesagt hätte ich mir den Touri-Ausflug in das in Europa wohl bekannteste Viertel der argentinischen Hauptstadt wahrscheinlich gespart... Aber, wenn es die liebe Mitbewohnerin schon recherchiert, plant und mich ans Händchen nimmt, ja mei, warum nicht..


Wir steigen aus dem Uber aus und mein erster Gedanke: "Warum bin ich mitgefahren..." Touriläden, Touri-stände, Tourimenschen. Wir werden angerempelt, angequatscht, in Restaurants gelockt. Yey.


Ihr zuliebe mache ich mit. Rempele mich das Danke immer mehr weglassend nein-sagend durch den "Caminito", die Haupt-Fressmeile von La Boca. Sie warnte mich schon, wir sollten auf keinen Fall in eines dieser Restaurants gehen, es gäbe hier nur eines mit guten Bewertungen und ich hörte schon gar nicht mehr zu, welches. Vorbei an weiteren Touri-Geschäften.. (und ich muss ja schon zugeben, dass ich an jeder Mafalda-Tasche kurz stehen bleibe *erröt). Es sollten uns drei unerwartet authentische Erlebnisse begegnen.



"Ich bin nicht pummelig, nur voll von Liebe"

Mafalda ist eine argentinische Comic-Figur, ein Mädchen aus der bürgerlichen Mittelschicht Argentiniens, das sehr altklug ist (im ersten Band ist sie noch nicht eingeschult, also etwa 5 Jahre alt, im letzten ca. 8 Jahre). Sie tritt für den Weltfrieden, Gerechtigkeit, Demokratie und die Frauenbewegung ein und ist weltanschaulich immer ein Stück schlauer als ihre Eltern.

(Wikipedia)


Am Ende des Caminito erwartet uns ein recht weiter Blick auf Wasser, ein erster Ausläufer des Hafens. Es ist ruhig, ein frisches Lüftchen geht, wir atmen beide mit lautem "aaahh" durch und genießen die Ruhe. Noch ein Sückchen weiter, "bis die bunten Häuser aufhören" (weiter darf man nicht, La Boca ist wohl nicht das sicherste Viertel), hören wir Gitarren-Klänge. Zwei Musiker sitzen mit ihren Gitarren vor einem der letzten kleinen Lokale und singen wunderbare Folklore-Musik. Ruhe, Wasser und Folklore-Live, ich bin besänftigt.. Ok, die beiden Musiker waren Real-Erlebnis Nr. 4.


Unerwarteter Tango


Etwa in der Mitte unseres Kampfes zur anderen Seite des Touri-Knotens zieht es uns in einen ruhigeren Innenhof. Wir arbeiten uns abenteuerlustig durch kleine Gässchen und finden eine kleine Treppe, die hoch zu einer Galerie führt. Wir beide aus einem Mund: "Da glitzert was!" Oben angekommen, berühren weiche Piazzolla-Klänge von unten unsere Herzen und ziehen uns von den schimmernden Täschchen weg. Von der Galerie aus entdecken wir unten einen einsamen Musiker, der ohne Publikum auf einer kleinen Bühne seinem Bandoneón wunderbare Klänge entlockt. Wir setzen uns auf die oberste Stufe und lauschen berührt und ergriffen der melancholischen Dynamik. Nach einer Weile schauen wir uns an, denken das selbe, ich sage "Komm!", sie sagt "Komm!" und wir tanzen, nachdem der Musiker uns zustimmend zugenickt hat, einen Tango. Anfangs spielte er plötzlich stakkato eine Marsch, der mit unserem Tanz immer weicher wurde. Im touristischsten Viertel, das auf dem zentralsten Haus Puppen Tango und Rotlicht zusammenführt, wurde wohl von den zwei Touristinnen ein Marsch-Tango erwartet. Eine so wunderschöne Erfahrung, über Tango und Musik zu kommunizieren, dass wir im Tanz die gleiche Sprache sprechen.




Würstchen vom Grill auf Argentinisch


El Gran Paraíso, Parilla, Gral. José Garibaldi 1428, C1166 CABA


Zurück in der Realität geht es wieder schubsend und verneinend durch die laute Meile. Am anderen Ende angekommen, wird es wieder ruhiger. Ein bisschen wie im wilden Westen laufen wir an stillgelegten Schienen vorbei, an einem alten Bahnhof tanzt ein Tango-Paar. Während ich so vor mich hinrede "langsam krieg ich Hunger.." ruft sie: "Hier, Paraíso, das einzige Lokal in La Boca, in dem man essen sollte!"


Ich bin keine Grill-Meisterin, aber die großen beeindruckenden Grills am Eingang des Restaurants mit den großen beeindruckendenden Asadores sehen mir mehr als professionell aus. Wir bestellen vorne an deren Imbiss das traditionelle Choripan (also die Chorizo-Wurst im gleich mitgegrillten Brot, quasi "Wurst-Brot") und dazu Papas fritas (Pommes), die beim Nachbarn einfach zu knusprig aussahen. Richtig dick Chimichurri und Paprika-Zwiebel-Öl-Mix drauf - DIOS! Himmlisch! Das beste Choripan, das ich in ganz Buenos Aires gegessen habe!


Chimichurri

gehackte Petersilie, getrockneter Thymian und Oregano, Lorbeer, Knoblauch, Ají Molido (getrocknete Pfefferoniflocken), Zwiebeln, Salz und schwarzer Pfeffer fein zerstoßen in Essig und Öl.






Zu guter Letzt warten wir am Ende des Caminito auf unser Uber. Vor uns Touristenmassen, hinter uns, der Fußballnachwuchs Argentinien. Am Rande die Väter schnackend mit einem Bierchen in der Hand, die Jungs laut, souverän und frech kickend. Ein tolles Erlebnis dieser Tag in La Boca. Wer die Augen aufhält, entdeckt auch hier ein Stückchen echtes Argentinien.





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